ITT Rhiannons Testament

Aus Athyria Wiki

So bin ich gegangen und meine Seele kehrt heim zu den Ewigen, die Yrsheim und Athyria mir zur Heimat gaben. Alles, was mir nun noch bleibt, Stunden, bevor Schwert und Kind mein Leben nehmen werden, ist euch, die ihr mir nachfolgt, eine letzte Warnung zu überbringen, denn ich sah Yrsheim fallen. Alle Kraft war dem Land, das einst aus einem gleißenden Traum in Gold und Licht entstand, gewichen. Von Orten, die weder Namen noch Zeit, noch Sein kennen, kamen Kreaturen, die unter uns gingen und doch nicht gesehen wurden, und sie tranken unsere Zeit als wäre sie kostbarer Wein.

Ich erinnere den Tag noch gut, als ich das erste Mal einen Eintreiber der Schöpfungsschuld sah. Noch

heute spüre ich seinen Blick in meinem Nacken und trage die Narben, die er mir schlug. Als das Blut meines Gegners die Wirklichkeit fraß, erkannte ich, dass Yrsheim eine Armee brauchte, um den Feind zu stoppen. Und so griff ich tief in die Gebeine der Welt und brach die erzernen Regeln des Seins, um aus dem Blute des Herzens meiner Welt und einer Macht jenseits des mir bekannten Seins Krieger zu schaffen, die nicht auf jenes fragile Konstrukt der Zeit angewiesen waren, die kein Leben kannten und damit auch nicht verfallen konnten. Ich schuf das Unschaffbare und dachte das Undenkbare am Brunnen des nie endenden Sternenlichtes von Yrsheim.

Doch sah ich nicht, was der Feind wirklich begehrte, denn um das Gesetz meiner Heimatwelt selbst zu brechen, vergoss ich das kostbare Lebensblut Yrsheims und meine Welt begann zu sterben und ungesehen und ungehört schloss sich der Kreis der Seins-Fresser enger.

Wir kämpften! Kämpften, bis uns die Kraft der Arme verließ und die Macht unserer Gedanken dahintrocknete, bis nur noch Staub und Trostlosigkeit blieben. In jene Tage kam das Lied des letzten Lebens und ich folgte ihm voller Verzweiflung in die Arme der Goldenen Träume. Dort weinte ich meine Tränen und erflehte meine Vergebung für die Sünde, die ich zum Schutz des Seins beging, denn ich verstand nicht, dass ich mich zur Ausgestoßenen machte vor den Blicken des Weltentraums. Alles, was sie wollten, war zu schaffen und ich hatte zwar geschöpft, aber seelenlos und herzlos waren meine Armeen und sie hatten den Schaden gemehrt, nicht gemildert.

So sollte dieser Ort meine Strafe sein. Athyria sollte ich als Lehrerin bewohnen und den Kindern des Sternentraums, den Ewigen Athyrias, eine sterbliche Lehrerin sein, wie auch die Völker Athyrias ihnen Lektion sein sollen, bis die Unsterblichen dieser Welt erwachsen werden. Doch ich spürte es stets... das Grauen am Rande des Nichts, lauernd, gierig, bitter.

Als ich erkannte, dass die Zeit reif war, diese Welt mit Klinge und Kelch zu wahren, rief ich die mir von den Göttern versprochenen Streiter, doch wo ich eine Legion schlafender Giganten und den Richtspruch der Ewigkeit selbst hätte erwarten sollen, erhielt ich kaum mehr, denn ein Dutzend. Im Angesicht der wimmelnden Legionen jener nimmersatten Feinde würden diese jedoch nicht genug sein. Ich erkannte, dass ich in diesem Leben und in dieser Welt besser sein musste und verbannte die wenigen Fleisch gewordenen Waffen und meine eigenen Kinder vom Schöpfungsquell Athyrias. Erneut forschte ich in Gefilden, nach denen niemals wieder zu greifen, ich mir seit jenem vergangenen Leben geschworen hatte. Athyria würde aber eine Armee brauchen, die niemals bricht. Diesmal wollte ich auf die Forschungen des Funkenläufers zurückgreifen und etwas schaffen, was den Arvalan gleich war, nur nicht so linear, so gerichtet auf ein einzelnes Element des Seins.

Ich schweife ab. Am Ende glauben mir weder meine Kinder noch die Krieger einer fernen Welt, dass ich nur das Beste wünschte, und sie wünschen meinen Tod. Und sie werden ihn bekommen, denn ihrer geeinten Macht vermag ich nicht zu widerstehen. So höret, Besungene, Athyria ist eine junge Welt, doch der Feind allen Seins wird auch hierher kommen und so vermache ich Euch, den Heimatlosen, die ihr mein Schicksal teilt, Rhiannshall und all seine Geheimnisse. Ihr sollt über den Schöpfunsgquell wachen und ihn gut zu nutzen lernen, um das Nichts an die Grenzen Athyrias zu verbannen, denn meinen Kindern fehlt die Erfahrung, die ihr so teuer machtet, Eure Heimat zu verlieren.

Gerade schon höre ich die ersten Schwerter aufeinander schlagen... lebt wohl und achtet auf Athyria, denn ich werde nicht mehr sein, wenn ihr kommt, um uns alle zu retten. An jenem Tag werden meine Kinder den Weg zum Schöpfungsquell verborgen haben, um diese junge Welt nicht dem Hader anheim fallen zu lassen. Diesen Ort zu schützen, darin waren wir uns zuletzt noch einig, doch warum ich ihn zu nutzen, mich gezwungen waren, das vermögen sie selbst heute noch nicht zu verstehen.

Die Geheimnisse des Weges liegen im Herzen der Eisernen Arche, der hohen Wacht über Rhianshall. Ihr mögt den Kriesgraum der Arche über einen Nebelpfad erreichen, der sich einzig und allein an der Schwertkreuzpforte auftut, wenn dort der Bestimmung des Lieds des Lebens nach diese Zeilen wieder zusammenfinden und mein letzter Wille verlesen wird. An jenem Ort  harren auch die Schlüssel, die euch in die Eiserne Arche zu bringen vermögen. Von dort aus werdet ihr Euren Weg finden, daran glaube ich fest.

So entlasse ich Euch mit einer letzten Warnung: Traut nicht der letzten Tochter Yrsheims, wie immer sie sich nennen mag, denn was sie einst zur Heldin machte, erfror in der Kälte meiner sterbenden Welt.

Intaro