Tagebuch der Sylvia Valantez

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Abschrift der relevanten Auszüge des Forschungstagebuches der Archäologin Sylvia Valantez

(Anm. der Transkription: S. Valantez, Archäologin der Viinarii, ausgezogen aufgrund Vermutungen und Träume um den legendären Schatz des in diesen Landen noch legendäreren "Guten Königs Kiamondh" zu finden. Das Tagebuch beginnt in den mittleren Jahren der S. Valantez und scheint über die Jahrzehnte immer sporadischer zu werden. Irrelevante Details zu Ausgrabungstechniken u. langwierige Forschungsmechanismen sind weggekürzt, für Einsicht bitte sich an die Archive zur Leihe des Tagebuches selbst zu wenden)

[...]Am Ziel angekommen zu sein fühlt sich gut an – und wer hätte gedacht, dass es ausgerechnet in der Bucht von Ventria sein würde? Ich sicherlich nicht. Aber ich habe ein gutes Gefühl bei der Sache – ich werde fündig werden und allen beweisen, dass ich Recht hatte! Der Schatz des Kiamondh ist mehr als nur ein Märchen![...]

[...]Ich habe Kontakt mit einem Stamm Harrasheen aufgenommen, die hier ansässig sind. Sie nennen sich die “fallenden Blätter” – also genau genommen haben sie Kontakt mit mir aufgenommen – das heißt, sie haben mir einen Speer an die Brust gesetzt und mich ausgefragt, was ich hier mache. Aber ich konnte ihnen meine Theorien vortragen und sie überzeugen, dass ich ihr Land nicht entweihen werde. König Kiamondhs Geschichte schien ihnen vertraut zu sein, sodass ich mir umso sicherer bin, hier an der richtigen Stelle zu sein. Ihre Anführerin nennt sich "Geisterkriegerin" mit dem Namen Lantya und sie hat mir sofort geglaubt, als ich von meinen Träumen berichtet habe.[...]

[...]Es stellt sich heraus, dass der Stamm scheinbar eine eigene Geschichte mit König Kiamondh hat – unglaublich faszinierend und meiner Meinung nach der letzte Beweis, dass hier der Ort sein muss. Die Kriegerinnen scheinen mir noch nicht alles zu erzählen, aber sie haben mir erlaubt einen Hof zu errichten und mit Ausgrabungen zu beginnen.[...]

[...]Die Sammlung an Kunst- und Gebrauchs-gegenständen, die ich mittlerweile zutage gefördert habe, sollte alleine reichen meinen Platz in der Gemeinschaft der Forschenden zurück zu erobern und zwar mit wehenenden Fahnen. Aber das reicht nicht – ich will sie demütigen, ihnen den größten Fund aller Zeiten unter die Nase reiben, für das, was sie mir angetan haben. Ich werde mit Ruhm und Schätzen zurück kehren - ich sehe die Schatzkammer überquellen in meinen Träumen. Ich muss die Schatzkammer einfach finden. Allein der Beweis, dass es sie gibt, würde reichen, um diese ungebildeten Schnösel in ihre Schranken zu weisen - aber sie selbst zu betreten und mich in dem Reichtum König Kiamondhs zu sonnen - das wäre der Traum! - und eine Sprache, die meine Tochter verstehen würde. Ich vermute mittlerweile, dass die Schatzkammer selbst nicht mehr als Gebäude zu finden ist, allerdings glaube ich nach wie vor, dass die legendären "Siegel Kiamondhs" mehr als nur eine Redensart sind. Ich glaube, dass sie hier irgendwo sein müssen.[...]

[...]Der Basaltlotus rückt auf die Bucht von Ventria vor und wird sie vermutlich für sich beanspruchen. Ich frage mich, wo diese Emporkömmlinge ihr Selbstbewusstsein hernehmen. Zugegebenermaßen jagen mir diese grün-goldenen Lotophrakten Angst ein, aber ich bin zu alt, um für sie eine große Bedrohung zu sein und zu alt, um mich noch in Politik einzumischen. Solange ich hier nur meine Grabungen mache, halten sie mich für verrückt und meiden mich. Soll mir nur recht sein. Für ihre Minenarbeit bin ich ohnehin nicht mehr zu gebrauchen. Lantya ist besorgter - der Wald ist vermutlich seit Jahrhunderten nicht mehr betreten worden.[...]

[...]Heureka! So sagt man doch, wenn man etwas ganz Erstaunliches entdeckt hat, oder? Ich denke, ich habe mir das verdient. Die Siegel des König Kiamondh - ich habe sie gefunden, zumindest den Ort, wo sie eins gelegen haben müssen. Ganz wissen kann ich es erst, wenn ich alle Platten, die wohl einst das Siegel gebildet haben, wieder gefunden und an ihren Platz gebracht habe. Gerade imal drei sind noch da, die anderen könnten wer-weiß-wo sein. Ich gehe davon aus, dass man eine gewisse Anzahl von ihnen benötigt um Zugang zur Schatzkammer zu bekommen und vermutlich alle, wenn man in das Innerste vordringen möchte. Mittlerweile habe ich das Gefühl, Kiamondh so gut zu kennen, als wäre ich einem alten Freund auf den Fersen - doch leider ist er mir immer noch einen Schritt voraus.[...]

[...]Ich weiß, dass die Harrasheen einige der Platten verwahren. Lantya hat mir versprochen, sie mir zu übergeben wenn die Zeit reif sei - das heißt, wenn der Basaltlotus irgendwann einmal Ruhe gibt und ich genug von den anderen Platten habe, um zu beweisen, dass ich die Kammer tatsächlich öffnen kann. Oder wollte sie die Kammer mit mir öffnen? In letzter Zeit werde ich immer vergesslicher und leidlich müde, aber das Ziel vor Augen gibt mir noch Kraft. Ich glaube, sie denken, dass die Besungenen bald eintreffen müssen und wollen dazu alles bereit wissen. Ich hoffe nur, dass ich das noch erleben darf.[...]

[...]Ich habe die Hoffnung aufgegeben, alle Platten finden zu können aber ich glaube, ich habe einen Weg gefunden, wie ich einige der Platten ersetzen kann. Ich habe das besondere Gestein, aus dem die Siegelplatten gefertigt sind, in anderen Bereichen wieder gefunden und einige Ersatzplatten daraus gefertigt. Es müssen nun lediglich noch die Siegel angebracht werden, dann sollten sie die selbe Funktion erfüllen können. Ach, guter König Kiamondh, ich hoffe, du verzeihst mir meinen Ehrgeiz. Eigentlich wäre eine Magierin oder ein Alchemist besser dafür geeignet, aber nun wird es so gehen müssen - ich muss nur auf einen Tag warrten, an dem meine Augen etwas besser mitspielen, die Mistkerle machen nur noch in den hellsten Stunden des Tages, was sie sollen.[...]

[...]Ich denke, ich darf hier endlich von einem Durchbruch sprechen - mir ist es gelungen, die Schrift zu entziffern, die sich auf den Fundstücken aus Kiamondhs Reich findet. ich wünschte, ich könnte hier von einem Augenblick der Erkenntnis, der Epiphanie sprechen, aber in Wahrheit habe ich lediglich einen ganzen Stapel alter Pergamente finden können, die es mir erlaubten, die Buchstaben anhand ihrer Häufigkeit zu ordnen. Die Sprache, die wir heutzutage benutzen, war damals scho hinlänglich weit genug entwickelt, sodass alleine die Schriftzeichen ausreichten. Die Pergamente konnte ich leider nicht bewahren, aber es handelte sich im Wesentlichen um Inventar- und Bestelllisten der Palastküche und die Kleiderkammer. Ihr größtes Geheimnis gaben sie mir also bereits preis, die Übertragungstabelle also hier wie folgt:[...]

Schrift aus dem Reich von Kiamondh


[...]So kurz vor dem Ziel und doch könnte es immer noch genau so gut unter den sprichwörtlichen Siegeln Kiamondhs liegen - völlig unerreichbar. Dabei hatte ich Recht, die ganze Zeit hatte ich Recht und niemand wollte mir glauben. Nicht die Gemeinschaft der Forschenden - nicht mal meine eigene Tochter. ich habe den Eingang zur legendären Schatzkammer des Guten König Kiamondh gefunden, habe endlich die legendären Siegel freigelegt und ausgerechnet jetzt schwinden meine Kräfte. ich letzter Zeit könnte ich den ganzen Tag nur noch schlafen und ich stelle mir die Frage, ob ich den Tag, an dem ich die Schatzkammer betrete, wohl noch erleben werde.[...]

[...]Weitere drei Platten scheinen einige Jahre nach der Siegelung von den Harrasheen entfernt worden zu sein - zumindest lässt die Verknüpfung einiger tradierter Geschichten diese Erklärung zu - angeblich wurde eine Kriegerin aus dem Stamm mit ihrem Schutz betraut, die diese Aufgabe an ihre Töchter weitergab. Dabei ging es wohl darum, dass König Kiamondh seinen Schatz ausschließlich den Besungenen hinterlassen wollte und mit einem Bann oder so etwas dafür Sorge getragen hat. Sehr faszinierend - er kannte ja schließlich keinen von ihnen. Ich wünschte, er hätte sich dabei weniger Mühe gegeben. Jedenfalls wissen auch die Harrasheen scheinbar nicht mehr alles. Sie haben Geschichts-Pfähle, die damit in Verbindung zu stehen scheinen, aber ich bin nie dazu gekommen, die Inschriften zu übersetzen. Außerdem sind die orte, an denen sie früher einmal ausgestellt waren, nicht mehr bekannt, was wohl nicht ganz unwichtig war.[...]

[...]Eine einzige Parzelle meiner Ausgrabung verbleibt ungehoben. Ich erwarte keine riesigen Schätze mehr, aber nachdem ich kaum mehr die Werkzeuge halten kann, werden die Kleinodien, die sich dort verbergen, wohl für immer geheim und vergessen bleiben. Ich wünschte mir so sehr ein Wunder, eine Eingebung, aber ich weiß, dass nichts dergleichen geschehen wird. Wenn dereinst tatsächlich die Besungenen kommen und nach dem Schatz des Königs forschen sollten, habe ich ihnen sicherlich das Bett schon ordentlich bereitet. ich wünschte nur, sie hätten sich etwas mehr beeilt. Morgen...morgen werde ich alles zusammenfassen was ich weiß und versuchen, einen Brief an die Gemeinschaft der Forschenden zu verfassen.[...]
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