ITT Gar schaurig ist’s diese Lichter zu sehen

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Spielwelt(en):Athyria
Urheber:innen:Sören Paulsen
Mitwirkende:
Jahr:2022

Gar schaurig ist’s diese Lichter zu sehen

überliefertes Märchen aus der Gegend um Tarkant

Tief im Wald der Lemari, hoch im Norden der östlichen Insel, da liegt ein alter Steinkreis. Moos bedeckt schon seit langer Zeit die alten Monolithen, die hier aufgestellt wurden. Wir alle wissen, dass es einer der Pfade ist, doch niemand traut sich ihn zu beschreiten. Er ist Dunkel und finster und jene die den Lichtern folgten kamen nie wieder heraus. Dort leben die Lemari, jene armlangen fliegenden Motten, die jeden ins Verderben treiben die ihren Lichtern und ihrem Wispern folgten.

Zwei junge Sithir, Tremal und Danaii, waren schon immer kleine Unruhestifter gewesen. Sie verabredeten sich mit Freunden, ohne Bescheid zu sagen, spielten im Regen, obwohl die Eltern es ihnen verboten hatten, und schlichen sich manchmal nachts heimlich nach draußen.

So war es auch in jener tragischen Nacht gewesen, als sie ins Moor gewandert, im Wald der Lemari, waren. Die beiden kamen aus der Gegend, aus einem kleinen Dorfe direkt am Waldrand. Sie dachten, sie kennen die Wege gut genug, um sich zurechtzufinden, da sie oft das Schattenblatt zusammen mit ihrer Familie dort sammelten… doch sie hatten sich wohl überschätzt in dieser dunklen Nacht. Sie hatten nichts, außer ihrer Kleidung und einer kleinen Laterne dabei. Für eine Nachtwanderung spendete sie nicht genug Licht. Danaii hatte ihrem Bruder wieder und wieder von den Lichtern der Lemari im Moor und im Wald erzählt- nur um ihn zu verängstigen. Und so aufregend es nachts im Moor auch war, war es sicher auch unheimlich. Vielleicht haben sie ein Tier irgendwo in einem Gebüsch gehört und sind panisch geflohen.

Im dunklen Moor, wo nicht eine einzige Laterne schien, rannten sie weg, verließen die ihnen bekannten Wege. Der feuchte Boden schmatzte mit jedem Schritt, den man vom Weg abkam, griff nach ihren Schuhen, als würde er sie nicht loslassen wollen. Der immermodrige Geruch liegt durchgehend in der Luft.

Die Laterne, ihre einzige spärliche, kleine Lichtquelle hielt tapfer- in der Hand von Tremal- der zugreifenden Dunkelheit, die sie einhüllen wollte, stand. Meter um Meter… bis Tremal eine Wurzel übersah. Die Laterne ihr einziges Licht wider der Finsternis versank leise zischend im flachen Wasser.

Jetzt waren die beiden in völliger Dunkelheit. Sie hatten Angst, ihnen war kalt, sie drückten sich dicht aneinander, um sich gegenseitig Wärme und Trost zu spenden. Als sie Hunger bekamen aßen sie die Blätter die sie fanden. Doch es brachte nichts. Sie konnten nichts mehr sehen. Die dünne Mondsichel spendete in jener Nacht kaum Licht.

Als die kleinen Lichter in der Ferne aufflammen, musste es sicherlich wie ein Hoffnungsschimmer gewirkt haben. In all ihrer Angst hatten die Kinder vergessen, was die Alten ihnen erzählt hatten: Die Geschichten von all jenen die den Wald und das Moor betreten hatten und die Lichter in der Dunkelheit gesehen hatten. Hoffnung geschöpft hatten und dann verschwunden waren. Die Kinder, erschöpft und verängstigt, riefen um Hilfe.

Doch die Lichter blieben stumm. Die Kinder versuchten es erneut und riefen die Lemari um Hilfe an.

Wieder blieb eine Antwort aus. Es erschallte kein Ruf durch die Nacht. Nur ein leises Wispern.

Als die Kinder auf die Lemari zugingen, wussten sie nicht, womit sie es zu tun hatten. Sie mussten sich in der Dunkelheit wahrscheinlich so langsam herantasten, dass sie nicht einmal bemerkten, dass sie den Lichtern nicht näher kamen.

Sie irrten so lange hinter den Lichtern her, dass sie keine Kräfte mehr hatten. Jeder Schritt, bei dem sie ihren Fuß aus dem Schlamm ziehen mussten, fiel schwerer und schwerer, bis sie nicht mehr weiterkamen und verschwanden. Der Mond schien auf den Monolithen, der nur wenige Meter entfernt von den Kindern aus dem Wald ragte.  Die Lemari flogen tanzend um den Stein und erfreuten sich der Opfer, die ihr Licht gefordert hatte.