Spielwelt(en): | Athyria |
Urheber:innen: | Anja Schöder, Sarah Kisliuk |
Mitwirkende: | |
Jahr: | 2025 |
OT Hinweis und Einordnung
Dieser Text ist die Geschichte des Reiches wie sich sich wirklich zugetragen hat. Dieser IT Text war nur lange Zeit verborgen um die wahre Geschichte zu verbergen. Es handelt sich hierbei aber um die Wahrheit.
Übersetzt in die allgemeine Handelssprache von Alavandra der Sinnenden zur Bewahrung des Wissens
Die verborgene Wahrheit des Reiches Kiamondhs
Verfasst von Alavandra, der Sinnenden, Chronistin und letzte Zeugin des Lichts und der Schatten des Reiches.
Einleitung: Ein Traum mit Schatten
Das Reich Kiamondhs wurde aus einem noblen Traum geboren – einem Traum, den ich selbst in seiner ganzen Strahlkraft miterlebte. Doch wo Licht strahlt, wirft es unweigerlich Schatten. Kiamondh, unser geliebter Lichtbringer, war getrieben von seiner Vision einer reinen und gerechten Welt. Doch diese Vision, so nobel sie auch war, übersah die Komplexität der sterblichen Natur und die feine Balance zwischen Licht und Dunkelheit. Die offiziellen Chroniken mögen ihn als Retter und unfehlbaren Herrscher feiern, doch ich, Alavandra, Hüterin der wahren Geschichte, kann die Wahrheit nicht verschweigen. Es war ein Traum, der zu groß für die Herzen seiner Anhänger war – und ein Traum, der in Dunkelheit enden musste. Kiamond selbst war ohne Fehl und Tadel. Doch seine eigenen Ideale strahlten so hell und groß, dass kein Sterblicher sich jemals daran würde messen können.
Lysandros – Eine Stadt der Glorie und des Zwiespalts
Lysandros, die strahlende Hauptstadt, war der Stolz des Reiches und der Schauplatz seiner größten Erfolge – doch auch seiner tiefsten Widersprüche. Als die Straßen sich mit dem Glanz des weißen Marmors und den goldenen Symbolen der lichten Hegemone füllten, wuchs auch das Flüstern der Unzufriedenheit.
Die Schönheit von Lysandros war unbestritten, doch ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie in den Schatten der glanzvollen Plätze jene verfolgten Stimmen Zuflucht suchten, die Kiamondhs dogmatische Vision in Frage stellten. Die Stadt, die einst ein Ort der Offenheit sein sollte, wurde zur Bastion eines Glaubens, der keinen Raum für Andersdenkende ließ. Besonders die Philosophie seiner Schwester Kalistra, die die Einheit von Licht und Schatten als Vollkommenheit betrachtete, stieß auf heftige Ablehnung.
Ich erinnere mich an lange Nächte im Hort der Hegemonen, wo Kalistra mir ihre Zweifel anvertraute. „Licht allein kann keine Welt formen, Alavandra,“ sagte sie einst. „Es ist der Schatten, der ihm Bedeutung gibt.“ Doch diese Wahrheit hatte keinen Platz in Lysandros, wo jede Abweichung als Gefahr galt. Als sie schließlich verbannt wurde, stand ich schweigend dabei, von meiner Pflicht zerrissen. Vielleicht hätte ich sprechen sollen. Doch ich fürchtete, auch meine Stimme würde in den Schatten verbannt.
Die Goldene Fassade – Die Verborgenen Risse im Reich
Von außen betrachtet, war Kiamondhs Reich eine strahlende Bastion des Lichts, ein Ort von Weisheit, Gerechtigkeit und Reinheit. Doch ich, die Chronistin, habe die Risse in diesem Bild gesehen. Die Herrschaft des Lichts war kein sanftes Leuchten – es war ein Feuer, das alles zu verschlingen drohte, was nicht in sein Ideal passte.
Die Lehre der lichten Hegemone, einst voller Inspiration und Hoffnung, wurde im Lauf der Jahre zu einem immer strenger werdenden Dogma. Die Aspekte, die nicht in das Bild der reinen Tugend passten – wie Krieg, Täuschung, Getriebenheit, Stolz, aber auch Opferbereitschaft, Mystik und Klugheit – wurden nicht nur verdrängt, sondern verteufelt. Es begann mit sanften Mahnungen, mit den Flüstern von Priestern, die bestimmte Fragen nicht mehr duldeten. Doch bald wurde es mehr.
Ich erinnere mich an jene, die an den einst offenen Feuern der Diskussion saßen, bis ihre Gedanken zu unbequem wurden. An jene, die einst nach Weisheit suchten, nur um später zu erfahren, dass es Weisheit gab, die nicht gewünscht war.
Es war eine goldene Fassade, doch darunter fraß der Zweifel. Und als der erste Stein fiel – als Kalistra verbannt wurde – begann der Zerfall, den Kiamondh erst zu spät erkannte.
Kalistra und der Verrat
Kalistra war nicht nur Kiamondhs Schwester, sondern auch seine klügste Beraterin. Ihr Mut und ihre Überzeugung, dass Licht und Dunkelheit untrennbar miteinander verwoben sind, hätten das Reich zu wahrer Größe führen können. Doch ihr Widerstand gegen die zunehmende Radikalisierung der lichten Ideale brachte ihr den Titel der Ketzerin ein.
Ich war Zeugin ihres letzten Gesprächs mit Kiamondh, bevor er sie verbannte. Ihre Worte, ruhig und voller Überzeugung, hallen noch immer in meinem Geist: „Du nennst mich Verräterin, Bruder, doch in deinem Herzen weißt du, dass ich nur das sage, was du nicht zu denken wagst.“ Ihre Verbannung war ein Verrat an der Wahrheit – und an Kiamondhs eigenem Blut.
Nach ihrer Verbannung errichtete sie im Geheimen in den tiefen Wäldern eine Enklave, in der sie ihre Lehren der Vollkommenheit weitergab. Sie zog Anhänger an, die ihre Überzeugung teilten, dass Licht und Schatten nicht Feinde, sondern Teile eines Ganzen sind. Doch die Unterdrückung durch das Reich führte zu einer unheilvollen Wendung.
Die Auslöschung der Schatten – Der schleichende Kreuzzug
Man nennt es heute die Zeit der Reinheit, doch ich weiß, dass es eine Zeit der Auslöschung war. Kiamondh untersagte die Verehrung der seiner Ansicht finsteren Aspekte der Hegemone, überzeugt, dass ihr Einfluss das Reich korrumpieren würde. Doch das Problem war nicht nur, dass er sie verbot – sondern dass er die Aspekte ihrer Existenz aus der Gesellschaft tilgte.
Die einst neutralen oder dunkleren Tugenden – Stolz, Berechnung, Getriebenheit, Vergänglichkeit – wurden nicht einfach abgelehnt, sie wurden aus den Lehren herausgeschnitten, als hätten sie nie existiert. Die Tempel der lichten Hegemone wurden umgestaltet, ihre Symbole neu interpretiert, ihre ältesten Schriften umgeschrieben oder fortgesperrt.
Ich erinnere mich an das letzte Mal, als ich die ursprünglichen Texte im Strahlenden Archiv sah. Ich wusste, dass es das letzte Mal sein würde. Und ich tat nichts.
Doch die Wahrheit kann man nicht für immer auslöschen. Und je mehr das Reich versuchte, sie zu tilgen, desto tiefer grub sie sich in den Herzen der Verborgenen ein.
Der Rat der Schatten – Der Widerstand im Verborgenen
Nicht alle akzeptierten Kiamondhs neue Ordnung. Während das Reich nach außen hin geeint schien, bildeten sich unter der Oberfläche Strömungen des Widerstands. Es begann mit Kalistra und ihren Anhängern, die sich in die Wälder zurückzogen, um ihre Philosophie der Vollkommenheit weiterzugeben.
Ich hörte von Flüsterern, die in den Straßen von Lysandros von der „unvollständigen Wahrheit“ sprachen. Von alten Priestern, die sich weigerten, ihre Tempel den neuen Lehren anzupassen. Von Gelehrten, die in geheimen Kammern die verdrängten Aspekte der Hegemone erforschten.
Die härteste Zäsur brachte der Tod Kalistras mit sich. Der Konflikt zwischen dem guten König und seiner Schwester war nicht beizulegen, die Worte waren immer härter geworden, und jene, deren Glauben an die lichten Ideale oder die Ideale der Vollkommenheit zu heiß brannte ließen Taten folgen. Und so kam der finsterste Tag. Urthan, der nicht umsonst der Strahlende geheißen hatte, waren seine Augen doch so voller Licht, seine Ideale so rein, sein Herz voller Wärme beschloss, seine eigene Reinheit zu opfern um ein finsteres Übel zu tilgen, das er als eine einzelne Person ausmachen - unserer aller Freundin und Gefährten Kalistra. Seine Tagebücher geben hier einen tiefen Einblick in seine Zerrissenheit. In der Hoffnung, den Konflikt auf diesem Weg beizulegen, seinem Freund Kiamondh eine Last zu nehmen, nahm er ihm gleich zwei Dinge: Seine geliebte Schwester und die Hoffnung, dass sein Traum eines Lichten Reiches Bestand haben würde.
Doch anstatt den Konflikt beizulegen goss diese Bluttat Öl in ein glimmendes Feuer, das schnell zu einer Flammenwalze des Zorns und der Rache wurde die sich über das Land erstreckte.
Im Rat jedoch blieb von dort an Kiamondhs Platz leer. Urthan übernahm die Führung, entschlossen, das Reich zu bewahren. Unruhen keimen auf: Anhänger Kalistras flüstern von ihrer Lehre. Um jeden Zweifel zu ersticken, beginnt die Verfolgung. Tempelanlagen der Hegemone wurden geschändet, Priesterinnen und Priester, Lehrende, ja, sogar die Schüler angegriffen, verletzt, viele getötet.
Kiamondh selbst war zu gebrochen, um es zu verhindern, aber Urthan sah es als seine Pflicht, die Reinheit des Reiches zu bewahren. Und so begannen die Jahre des Niedergangs.
Falions Weg in die Finsternis
Falion, Kalistras Geliebter, war neben ihrem Bruder der zweite starke Fels in ihrem Leben – und nach ihrem Tod ihr zornigster Rächer. In seinem Schmerz wandelte er ihre Philosophie der Einheit in ein dunkles Manifest der Vergeltung. Die Hegemone der Aschetriade, einst verdrängte Aspekte der lichten Ideale, fanden in ihm einen neuen Weg in die Welt. Wo Kalistra Vollkommenheit suchte, formte Falion Zerstörung, getrieben von einem unstillbaren Hunger nach Rache.
Ich habe Falion bei der Beisetzung Kalistras getroffen, noch bevor sein Herz gänzlich von der Dunkelheit der Rache verzehrt war. Es war das letzte mal, dass wir alle zusammenfanden, bevor die Finsternis von Urthans Tat von uns gänzlich begriffen war, wussten wir anderen es doch lange Zeit nicht, dass er es gewesen war, der die Klinge geführt hatte. Einzig Kiamondh hatte es gewusst, gestand er mir an einem Abend der Trauer. Urthan war zu ihm gekommen nach der Tat im Glauben, seinem Freund eine Last von der Seele genommen zu haben. Der arme Narr. Als ich ihn Fragte, warum er Urethan nicht vor ein Tribunal gebracht hatte sah er mich nur mit müden, verzweifelten Augen an. Es würde doch nur noch mehr Blutvergießen nach sich ziehen. Es musste genug sein. Ich glaube, diese Entscheidung ist seine einzige falsche in all der Zeit. Recht darf keine Willkür sein. Die tiefe Freundschaft hätte Urethan nicht vor den Konsequenzen seiner Taten schützen dürfen. Ich bin überzeugt, Kiamondh wusste dies eigentlich. Doch sein Herz war bereits einmal gebrochen. Ein zweites mal hätte er es nicht überstanden.
An jenem Tag schien die Sonne, wie unserer Trauer zu trotzen. Und Falion sprach mit einer Leidenschaft, die mich gleichermaßen beeindruckte und ängstigte, erfüllt von Trauer und Zorn: „Die Wahrheit stirbt, Alavandra. Sie ist schon beinahe tot. So wie mein Herz und alles, was richtig war, in dieser Welt mit ihr gestorben ist. Ich werde jagen, wer das getan hat. Und keiner von euch ist unschuldig!“ Ich sah, wie die Finsternis in ihm wuchs, und wusste, dass der Traum von Vollkommenheit verloren war.
Der Mord an Kalistra war nicht das Ende. Er war das stille Zerbrechen von etwas, das schon lange Risse hatte.
Nach ihrem Tod wurde Kiamondh still. Wo er einst mit fester Stimme sprach, hörte ich nun nur noch leises Nachdenken. Wo er einst Pläne schmiedete, ließ er Dinge geschehen. Und wo er einst das Licht seines Reiches war, wurde er zu einem wandernden Schatten in seinen eigenen Hallen.
Er war nicht mehr der Herrscher, sondern ein Mann auf der Suche nach einer Wahrheit, die er nicht mehr greifen konnte.
Die langen Gespräche mit Rhiannon
Es war Intaro Rhiannon, die Erstgeschöpfte Athyrias und Mutter ihrer gemeinsamen Tochter, die ihn schließlich auffing, als selbst seine Suche ihn nicht mehr tragen konnte. Sie selbst kam nach Lysandros in Hallen Kiamondhs. Er verbrachte Nächte mit ihr, in endlosen Gesprächen, von denen niemand wusste, was sie beinhalteten.
Doch nach diesen Nächten wurde er ruhiger. Und dann begann er, von den Nebeln zu sprechen.
Ich hörte ihn eines Tages sagen: „Es war zu früh. Ich habe es zu früh gewollt. Mein Traum war wahrhaftig, doch die Welt noch nicht bereit dafür. Wer weiß, ob die Sterblichen es jemals sein werden.”
Es war nicht mehr die Stimme eines Herrschers. Es war die Stimme eines Mannes, der seine Grenzen erkannt hatte.
Der letzte Entschluss
Kiamondh ließ seinen Entschluss keinem großen Rat verkünden. Es war keine Debatte, keine langwierige Überlegung. Es war ein Entschluss, geboren aus Einsicht und Schmerz.
Das Reich sollte nicht fallen. Es sollte warten. Durch sein Opfer sollte das Reich in die Nebel gezogen werden und nur die Idee in der Welt verbleibem, bis die Besungenen unser Land finden. Ich war dort, als er Ormanda das Zepter der Morgenröte übergab, mit den Worten: „Bewahre es. Bis sie kommen.“
Doch was blieb, war nicht Ruhe. Was blieb, war der Funke eines Konflikts, der noch lange nachhallen sollte.
Der Pakt der vier Schwestern
Nicht für alle war Kiamondhs entscheidung, das Reich in die Nebel zu geben einfach zu akzeptieren. Es gab viel Angst unter den Untertanen des Reiches, Ungewissheit, Trauer.
Die vier Töchter Kiamondhs, Arisha, Geminna, Lucrana und Valara von Himmelshall, schlossen deshalb einen Pakt mit der Ar´Jammun Nadira in der Hoffnung, dem Reich Zeit zu schenken – eine letzte Gnade für jene, die noch nicht bereit waren, den Schritt in die Nebel zu wagen. 99 Jahre sollten den Völkern bleiben, um sich auf das Unvermeidliche vorzubereiten, um eine neue Heimat zu suchen, um sich zu retten. Doch sie wussten nicht, dass ihr verzögernder Griff am Rad des Schicksals nicht die Erlösung brachte, die sie sich erhofft hatten.
Denn während der Pakt das Reich vor dem unmittelbaren Sturz bewahrte, gab er zugleich Urthan, dem Strahlenden, genau das, was er brauchte: Zeit. Zeit, um sein Werk fortzusetzen. Zeit, um die Schatten zu jagen, die in seinem Blick nur Verrat bargen. Die Gnade der Töchter wurde zur Waffe des einst so treuen Ritters. Er war überzeugt, dass nur er allein Kiamondhs Traum bewahren konnte – doch sein Glaube war längst zum Ruß eines verzehrenden Feuers geworden.
Er sah in Kalistras Lehren den wahren Feind, in Falions Hass den Stachel des Verrats, und in der Finsternis nur ein einziges Gebot: Sie durfte nicht bestehen. Er glaubte, das Reich retten zu müssen – nicht vor dem Untergang, sondern vor sich selbst.
Doch in seiner Suche nach Reinheit verlor er sich. Und so wurde aus der Zeit, die die Töchter erkämpft hatten, nicht die Rettung, sondern die lange Nacht eines sterbenden Traumes.
Die Ära der Nachtfeuer
Nach Kiamonds Tod, war es nicht das Licht, das folgte, sondern die Flammen.
In dem Machtvakuum, das hinterlassen war, trat sein treuester Gefolgsmann hervor: Urthan, der Strahlende. Doch das war nicht mehr der Urthan, den ich einst kannte. Der Mann, der das Reich nun führte, war nicht der romantische Ritter der frühen Jahre. Er war ein Mann, der glaubte, dass das Licht nicht durch Weisheit bewahrt wurde, sondern durch Feuer.
Urthan sah die Anhänger der Philosophie der Vollkommenheit nicht nur als Feinde – er sah sie als Krankheit. Eine, die ausgerottet werden musste, ehe sie das Reich vergiften konnte.
Die einstigen Anhänger Kalistras, jene, die sich dem Licht nicht vollständig unterwarfen, wurden nicht nur ausgegrenzt – sie wurden gejagt. Ihre Häuser verbrannt, ihre Schriften vernichtet, ihre Namen aus den Chroniken getilgt.
Ich erinnere mich an die erste öffentliche Verbrennung. Urthan stand auf den Stufen des Palastes der Ewigen Morgenröte, sein Schwert in der Hand, als die Flammen aufloderten. Sein Blick war nicht hasserfüllt. Nein – das hätte ihn angreifbar wirken lassen. Sein Blick war vollkommen überzeugt.
„Licht allein darf bestehen,“ sagte er “Und auch der letzte Schatten wird im Sonnenlicht sein Ende finden.”. Und die Menge jubelte.
Falion und die letzte Rebellion
Doch wo Licht brennt, wirft es Schatten. Und den größte Schatten von allen warf Falion. Mit dem Tod Kiamondhs hatte Falion den letzten Funken Hoffnung verloren. Er sprach nicht mehr von Balance, nicht mehr von Vollkommenheit. Er sprach nur noch von Blut.
„Er hat mir meine Geliebte genommen,“ rief er aus. „ Jetzt nehme ich ihm alles!“
Seine Anhänger, einst Gelehrte und Suchende, wurden zu Kriegern eines Rachefeldzugs. Sie griffen Städte an, zerstörten Symbole der lichten Hegemone, mordeten jene, die sich Urthans Herrschaft unterwarfen.
Ich wusste, dass das Reich am Ende war, als ich hörte, dass Falion und seine Getreuen ein ganzes Kloster niedergebrannt hatten, voller armer Seelen, die sich nur weigerten, eines der Gebote zu sprechen. Ob Licht oder Dunkel war egal.
Es gab kein Licht mehr. Und keinen Schatten. Nur Feuer.
Der wahre Untergang
Das Reich Kiamondhs wurde nicht durch eine Armee zerstört. Es fiel nicht durch eine Invasion oder eine Schlacht. Es in sich selbst zusammen wie ein Scheiterhaufen nach der letzten verzehrenden Flamme.
Kiamondh wollte es in die Nebel entrücken und es so vor schlimmeren bewahren, doch es war es die Milde seiner Töchter und der Hass Urthans und Falions, die es verbrannten, nachdem sein Licht erloschen war.
Ich habe die letzten Jahre von Lysandros noch miterlebt. Ich habe gesehen, wie Männer, Frauen, alle Anderen und die Kinder mit Angst in den Augen durch die Straßen liefen, wie Nachbarn einander verrieten, wie selbst die treuesten Anhänger des Lichts zu Zweiflern wurden.
Am Ende war niemand mehr übrig, der den Traum Kiamondhs noch kannte.
Ich schreibe diese Worte nieder, weil jemand die Wahrheit bewahren muss.
Denn das Reich ist gefallen, nicht durch das Schwert eines Feindes, sondern durch den Widerspruch seines eigenen Traums.
Kiamondh wollte eine Welt voller Licht.
Doch Licht ohne Schatten blendet – und verbrennt.
Geschrieben in Trauer und Wahrheit, von Alavandra, der Sinnenden