Spielwelt(en): | Athyria |
Urheber:innen: | Daniela Plößner |
Mitwirkende: | |
Jahr: | 2022 |
Begegnung mit der Wispa
Die Sonne stand tief und ihre goldenen Strahlen bahnten sich ihren Weg zwischen den dichten Baumstämmen hindurch. Das Blätterdach über mir versperrt mir die Sicht und mein Herz sehnt sich nach dem Himmel. Nur noch wenige Zeit, bis sich die Klarheit über die Welt legt und der Wirbel des Kopfes sich legen wird. Eine Lichtung würde mir schon reichen. Irgendetwas, wo mein Blick gen Himmel unversperrt sein konnte. Je länger ich ging, desto weicher wurde der Boden unter meinen Füßen. Ich hatte mich heillos verlaufen. Das Blätterwerk über mir wurde dichter und dichter und der Wald dunkler und dunkler. Die Feuchte des Bodens zog mir in die Stiefel und die Klarheit, de ich mir erhofft hatte, wurde weiterhin vom rauschenden und raschelnden Blätterdach versperrt - und doch ging ich weiter. Ich kann jetzt kaum sagen warum. Es war ein Ziehen in meinem Herzen, das mich einen Fuß vor den anderen setzen ließ. Als nähme mich etwas bei der Hand und führte mich in eine Richtung, die ich nicht kannte. Dann blieb ich stehen. Das Rauschen des Blätterdachs wurde stärker - dachte ich. Doch es war kein Rauschen. Es war, als würden die Bäume zu mir sprechen, obwohl mein Blick doch nicht gen Boden, sondern zu den Sternen gerichtet ist. Ich hob meinen Kopf gen Himmel und lenkte meinen Blick nach innen. Meine Füße waren nass. Auch meine Kleidung war inzwischen klamm. Ich spürte ein Kribbeln in meinem Rücken, während mich mein Herz stetig und zuverlässig am Leben hielt. Ich roch feuchtes Moos und die Nadeln der Bäume. Und mein Gefühl hatte mich tatsächlich nicht getäuscht: Es war nicht nur das Rauschen der Blätter, das mich umgab. Jemand wisperte zu mir. Die Stimme kam mir bekannt vor und klang gleichzeitig fremd. Ich hörte meinen Namen. Bestimmt. Etwas rief nach mir und zog mich weiter in eine Richtung. Beim nächsten Schritt versank ich knöcheltief. Wasser sickerte in meine Schuhe und ich sah tanzende Lichter vor meinem Auge. Ich blinzelte mehrfach und die Lichter blieben. Sie kamen auf mich zu. Die Lichter bewegten sich mit einer Grazie, die ich in den Sternen noch nie beobachtet habe. Kraftvoll zog ich meinen Fuß aus dem Sumpf. Ich verlor das Gleichgewicht und fiel nach hinten um. Das Moos fing das meiste meines Sturzes ab und ich lag mit dem Blick gen Blätterdach. Die Lichter flüsterten eine Richtung. Ich drehte mich auf die Seite und bemerkte, dass ich nicht in Moos lag, sondern in einem Feld aus Schattenblatt. Langsam und bedacht rappelte ich mich auf. Die Lichter waren nur noch eine Armeslänge von mir entfernt und erst dann bemerkte ich, dass es nicht nur Lichter sind. Wundersame Wesen mit geschwungenen Flügeln tänzelten um mich herum. Ich hörte meinen Namen. Ich bin mir sicher.